BUCHSTABENSALAT

 

19. März

Wollte jestern Wäsche waschen. Mist! Waschmittel alle. *grummel* Also los, um Nachschub
zu koofen. Und jenau ditt, watt ick befürchtet hatte, is och einjetroffen: ick stand völlich ratlos
vor diesem Regal mit zich verschiedenen kuntabunten Tüten, Flaschen und Paketen...
Da jibs Waschmittel, watt für schwarze Klamotten erfunden wurde. Kann man ditt och für grüne
nehmen? Oda werden die dann schwarz? Ditt näxte schützt besonders die Zwischenfasern.
Watt sind denn nu wieda Zwischenfasern?

Außadem hab ick noch Frosch-Waschmittel entdeckt. Wer bitte schön wäscht Frösche??
Watt sagen die Tierschütza und Greenpeace dazu? Man kann doch nich *uffpackungkiek*
vier Kilo Frösche inne Waschmaschine stoppen! Die armen Viecher! Vor allem, welchet
Programm nimmt man dazu? Buntwäsche?
Zurück zum Regal mit dem nich überschaubaren Anjebot an Tensiden. Megaperls. Ick soll
also eene Million Perlen vorde Säue... in meene Waschmaschine kippen? Und damit dann
meene Frösc... ähm... Wäsche waschen? Neeeee...

Bisher hatte ick imma Ariel Futur – schließlich muß man och anne Zukunft denken. Jibs nich
mehr. Wurde ürjendwann umjenannt in Eßzentschel oda so. Und ditt jibs jetzt och nich mehr!
Wurde schon wieda erneuert. Da steht uff der Packung: „NEU: SPRUDEL-AKTIV für sprudel-
starke Reinheit.“
Watt solln ditt nu wieda? *ratlosausderwäschekiek*
Ditt Zeuch soll in meena Waschmaschine nich lustich rumsprudeln, sondern meene Wäsche
waschen...

 

2. Mai

Vorjestern wart wieda mal so weit. Jeburtstagsfeier bei ner Bekannten.
Ick weeß schon, warum ick mich Jahr für Jahr imma zu janz bestümmten Tagen freiwillich zu
ürjendwelchen Sachen melde oda notfalls sogar zu meena Schwesta fahre... Ick laßma die
dollsten Alibis einfallen, um nich zu diesen janz bestümmten Jeburtstagsfeiern zu müssen...
Aba diesmal? - Nüscht. Also mußte ick hin. :-|

Da saß ick nu inmitten von Muttis und mußte ditt janze Babypups-hat-heute-kwer-jelegen-
Jeblabba ertragen. Die Vattis, wiese vonnen Muttis jenannt wurden, filosofierten in der Zeit,
in der die Muttis die neuste Kleinstkindkollektion im OttO-Katalog auswerteten, üba Auspuff-
anlagen vonnem Dreia-BMW rum... Dann jings um die Nachbarskinder, die nun übahaupt
nich erzogen sind. (Nur die? ... *hüstel*) Und um ditt Essen im Kindergarten. Und um Haut-
ausschlag nach Möhrnsaft. Und um ditt Waschmittel von Aldi...
Ansonsten wurde nur jegessen. Een totet Tier nachm andern wurde uffn Grill jeschmissen.
Andauernd wurden Teller hin- und herjereicht. Ab und zu och maln Kind, watt janz fürchterlich
rumkwääääkte, weil es ausjerechnet während des Essens spielen wollte und sein Leben nu
davon abhing...
Ick war da total fehl am Platze. Wie jedet Jahr.

Casa, die einzige ohne Gör am Rockzippel. Sowieso die einzige ohne Rock. Ick konnte weda
mitreden bei Verdauungsstörungen im dritten Lebensjahr, noch konnte ick mit den neuesten
Pämpersjeschichten glänzen. Ick saß als einzige da ohne eheberingten Volltrottel anna Seite,
ohne Bausparvertrag inna Tasche, ohne langweiligen und ach so anstrengenden Job, ohne
Babybreirezept inna Hand...
Dafür aba als einzige mit lackierten Fingernägeln, als einzige mit jetuschten Klimperwimpern,
als einzige ohne 20 Kilo Das-ist-noch-von-der-Schwangerschaft-Übergewicht und als einzige
mit nem richtich breiten Grinsen die janze Zeit im Jesicht und ner Kippe inna Gusche. ;-))

 

15. August

Jestern wart wieda besonders anstrengend, arbeitslos zu sein.
Unta arbeitslos verstehen ja die meisten Noch-nie-arbeitslos-jewesenen und och die, die eh
nüscht mit sich anzufangen wissen, wie zum Beispiel die eene Bekannte von meena Muddi
oda och eene Bekannte von mir, die beede überhaupt keene Interessen an nüscht ham...
Die könnten glatt miteinanda verwandt sein! ;-)
Jedenfalls denken sone Leute ja imma, daß die Arbeitslosen den janzen Tach zu Hause inna
Bude hocken und Löcha inne Luft starren. Und daß ihnen dann die Decke uffn Kopp fällt.
Schönet Klischee!

Vielleicht sollte ick ja och mal son Klischee-Arbeitslosen-Tach einlegen. *imkalenderblätter*
Näxten Mittwoch hätte ick Zeit. Früh uffstehen. Ach nee! – Arbeitslose schlafen ja och noch bis
inne Puppen. Wenn schon Klischee, dann richtich! Ok, schlafn bis um elwe. Hmmm... Bis zwölf.
Danach ausjedehntes Frühstück. Und dann acht Stunden arbeitslos rumsitzen. Am besten direkt
vorm Telefon, falls ditt Arbeitsamt anruft und nen Job für mich hat. Und dabei natürlich Löcher
inne Luft starren, bis keene Luft mehr da is.
Von Frasi hab ick letztens den Hinweis jekricht, daß ick womöglich och die Pausen raus-
arbeitslosen muß. Wie ville Pausen stehen mir eijentlich zu? Muß ick vorher unbedingt noch bei
der Jewerkschaft anrufen und nachfragen. *uffmemolistesetz*

Zwischendurch muß ick noch zum Briefkasten und kieken, ob ick vom Arbeitsamt oda von eem
potentiellen Arbeitgeber Post jekricht hab. Privatpost wird erstmal beiseite jelegt, die hat
während der Arbeitslosigkeit nüscht verloren.
Ditt blöde is nur, daß ickma durch den Weg zum Briefkasten jenau zweenhalb Minuten vom
Telefon wegbewege. Und in jenau diesem Moment könnte ja ditt Arbeitsamt anrufen. Und ick
wär nich verfügbar! Hol ick aba die Post vom Arbeitsamt nich ausm Briefkasten, komm ick doch
wieda eena meena Pflichten als Arbeitslose nich nach... Ditt is total verzwickt. Da werde ick
nochmal späta drüba nachdenken.

Ick bin ja och schon jespannt, wann mir die Decke uffn Kopp fallen wird. Und watt dann meen
Vermieter dazu sagt... Jetzt versteh ick endlich, wieso so ville Vermieter nich an Arbeitslose
vermieten wollen...

Wenn acht Stunden dann um sind, kann ick mich endlich um den Rest meenes Lebens kümmern.
Zum Beispiel meene Katerin füttern oda mit Muddi den Garten umbuddeln oda einkoofen jehn...
Inzwischn is ditt dann aba schon nach 20 Uhr! Wo soll man dann noch einkoofen jehn? Anna
Tanke? Nee, dafür reicht die Arbeitslosenhilfe ja nich. Ick bin für längere Öffnungszeiten! Ja!
Mindestens bis 22 Uhr, damit ick och ditt Klischee gleich noch miterfüllen kann, daß Arbeitslose
zusammen mit den Rentnern imma zum Feierabend kommen.
So und wann soll ick nu noch mit Muddi den Garten umbuddeln??

Ick sag ja, arbeitslos sein is anstrengend!
Aba jestern wart noch anstrengender. Ick war nämlich mal wieda bei meena Lieblingsfreundin im
Arbeitsamt... Aba ditt kann ick jetzt nich och noch erzählen – in fümpf Minuten bin ick nämlich
arbeitslos!

 

28. Dezemba

Hab ick eijentlich schon erwähnt, daß ick nen Jeschirrspüler kriege? Baaaaaaaaald! In jenau
hundertfümpfundsechzig Stunden und elfundzwanzig Minuten, falls sich Christine an meene
Zeitvorstellungen hält...

Nu habick Frasi jebeten, er soll Christine doch ditt näxte Mal, wenna mit ihr telefoniert, aus-
richten, daß sie an die Jebrauchsanleitung für den Waschbärn denken soll. Da meint er doch
tatsächlich: „Dafür braucht man doch keine!“ Ick habse sofort rausjehört, die Betonung uff man.
Also eijentlich Mann. Stümmt, Männer brauchen ja sowatt nich. Wozu denn erst stundenlang
Buchstaben lesen, wenn doch allet am Jerät dransteht?

Bestes Beispiel dafür is Stefan. Der hatte sich endlich ne neue Waschmaschine jekooft, weil er
damals von meena und der seina Mutter nich mehr abhängig sein wollte. Endlich frei! *hüstel*
Waschmaschine wurde jeliefert. Stefan die sofort anjeschlossen, Wäsche rinjepackt und
Maschine anjeschmissen. Natürlich allet ohne Jebrauchsanleitung! Is ja kla. Steht doch allet dran
an sonem Jerät...
Stunden späta rief er an: „Casa, ich glaube, die ist kaputt. Das Wasser kommt nicht mehr raus.
Hab jetzt schon dreimal die Wäsche durchwaschen lassen, aber die pumpt nicht ab!“ – „Haste
mal inne Jebrauchsanleitung jekiekt?“ – „Wozu soll ich die lesen?“ – „Vielleicht, weil da janz
bestümmt drinsteht, daß Du ditt Ding, dieses Scheibchen, watt in dem Rohrfortsatz am Wasch-
becken is, da wo der Schlauch vonna Waschmaschine ankommt, ditt Scheibchen mußte raus-
machen, bevor Du da den Schlauch ranmachst!“ *janzbreitgrien*

Aba Stefan is nich der Einzige. Martin is ditt och so jejangen. Der besteht noch heute felsenfest
da druff, daß ditt in seina Jebrauchsanleitung nich drin stand. Wozu och? Wozu sollten ditt die
Jebrauchsanleitungsautoren och rinschreiben inne Jebrauchsanleitung für Männer, die die doch
sowieso nich lesen? Nich lesen brauchen. *roispa* Steht doch allet dran an sonem Jerät...
Martin war allerdings n bißchen heller, als er voller Verzweiflung vor seina bis übern Eichstrich
mit Spülwasser jefüllten Waschmaschine stand, die scheinbar überhaupt keene Lust hatte, ditt
Wasser abzupumpen. Er hat einfach ditt Spülwasser durchs Flusensieb abloofen lassen.
Als ick ditt jehört hab, hab ick vor Lachkrämpfen fast den Telefonhörer verschluckt. „Da paßt
doch bloß sone kleene Schüssel runta. Und sooo haste üba siebzig Liter Wasser rausjelassen?
Machste ditt imma noch so?“ - „Neiiiin. Außerdem ist da ein Schlauch dran.“ – „Kwatsch, da is
doch keen Schlauch.“ – „Natürlich ist da ein Schlauch!“
Ja klar, da muß ja och n Schlauch sein. Aba nur an den Waschmaschinen für Männer. Frauen
lassen nämlich ditt Spülwasser uff normalem Weg abpumpen. Wir brauchen da keen Schlauch!
*pruuust*
Aba Martin hat noch een druffjesetzt. Hat den Kundendienst anjerufen und kommen lassen...
Dazu kann ick nun bloß eens sagen: Wer lesen kann, is klar im Vorteil!

Und deshalb hätte ick jern ne Jebrauchsanleitung von Christine fürn Jeschirrspüler. Schließlich
muß ick ja wissen, welchen Knopp ick wann drücken muß. Nich, daß ditt Jeschirr erst jebügelt
und danach jewaschen wird...

 

11. Januar

Jestern war ick mal wieda inna Sendung mitta Maus. Jedenfalls kam ickma so vor.
In diesen Masten, an denen anna Kreuzung die Ampeln dran hängen, sitzen doch imma – naja,
inzwischn an fast allen – Spechte. Nu kiekt nich so komisch! Natürlich sitzen da Spechte drin!
Müßta mal als Fußgänger von Ampel zu Ampel hüppen und Eure Ohren uffsperren! tocktocktock
Ditt sind die Blindenspechte. Nee, blind sind die nich. DIE doch nich! Die Spechte dürfen ja nich
blind sein. Die müssen ja kieken, watt der Verkehr uff der Straße so macht und ditt dann dem
Blinden sagen, der sonst anna Ampel ewig stehen würde...

Nun hatma ja schon seit Jahren interessiert, wie die Spechte ditt dem Blinden verklickern,
wanna üba die Straße jehn darf und wann nich. Ick weeß nich wie oft, aba jedet Mal, wenn ick
mit Frasi unterwegs bin, hamwa ditt jetestet. Eena von uns hat sich umjedreht oda die Oogen
zujemacht und dann uff ditt tocktocktock jeachtet. Manchmal wird ditt lauter und tockt janz uff-
jeregt und manchmal leiser und langsamer.
Ürjendwatt scheint aba mit unserm Jehör nich in Ordnung zu sein – uns hättense jedet Mal über-
fahren, wennwa uns uff ditt tocktocktock verlassen hätten...

Jestern warn wir wieda unterwegs. Und an jeder Kreuzung imma tocktocktock. Nur an eena nich.
Wattn nu? Specht ausjeflogen? Hmmm. Die Lautsprecher vom Specht waren noch da. Aba keen
tocktocktock.
Hey, watt is denn ditt fürn orangschnes Männchen hier? Aaah! Der Spechtreparaturdienst.
Und den hab ickma sofort jekrallt: „Sagnse mal, wie funktioniert son Specht eijentlich?“ Der hat
sich natürlich jefreut, dassa mal watt andres machen kann, als Spechte reparieren. Außerdem
hatta sich nun bestümmt wien janz toller Hecht jefühlt, weil er watt wußte, watt ick nich wußte, und
hat ausjepackt.

Also: Diese orangschnen Schalter, die an sonen Ampelmast ranjetackert sind, ham noch een
extra Schalter, den man aba nich uff Anhieb sieht. Und uff den müssen die Blinden ruffdrücken.
Wenn dann Grün is, kommt son Ton oben aus dem Spechtkasten. Keen tocktocktock. Nee, der
Specht pfeift. Naja, eher piept.
Hmmm. Also ditt is son pfeifender Piepton. Und dann weeß der
Blinde, daß er Grün hat und kann üba die Straße loofen, ohne daß er (wie wir in unserm Test)
überfahren wird. Prima Erfindung! Und ditt tocktocktock is bloß dazu da, daß der Blinde den
Ampelmast findet.

Watt ick nun aba janz verjessen hab zu fragen, is, warum die Spechte mal lauter und uffjeregter
tocken als sonst. Ob die dann vielleicht grad die Spechtin uff der andern Straßenseite jesehn
ham? ...

 

...und natürlich allet © by Casa!

 

   nach da          nach da          Da jehts doch nich mehr weita! Tzzz...          nach da